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Heiligabend, wie feiert ihr?

Hallo ihr Lieben,

unser Heiligabend bewegt mich sehr. Früher habe ich mit meinen beiden Kindern ein sehr schönes Programm geplant. Wir sind mit Schwiegermama in die Kirche gegangen (wir gingen zu Fuß, um die Romantik des Winterabends in uns aufzunehmen) in der Zwischenzeit hat mein Mann meine Eltern abgeholt und danach wurde gegessen. Nach dem Essen wurde es sehr feierlich. Ich hatte mir für diese Zwecke etwas Gitarrespielen beigebracht, später auch die Anfangsgründe des Keyboardspielens. Meine Kinder spielten beide Blockflöte mit mir zusammen und sagten Gedichte auf. Meistens las dann noch einer eine passende Weihnachtsgeschichte vor. Den ganzen Advent über hatte ich meine Kinder schon eingestimmt auf diesen Tag (mit Musik und Vorlesen z.B. aus dem wunderschönen Buch "Marias kleiner Esel" oder andere).  Das Geschenke Auspacken war dann der Höhepunkt für unsere Kinder.

Als meine Kinder dann erwachsen waren, blieb von allem nur das gemeinsame Essen und Beschenken übrig. An  die Stelle der Kirche trat ein gemeinsamer Spaziergang  mit unseren Hunden durch den winterlichen Wald, den besonders mein Sohn und ich genossen. Bald kamen dann die Freunde, dann Ehepartner unserer Kinder dazu. Obwohl viel von dem, was dem Heiligabend früher einen besonderen Sinn verliehen hatte, verloren gegangen war, hat uns das lange Zusammensein doch sehr bereichert.

In diesem Jahr wird es leider anders. Ich habe mir zwar zu Beginn meines Rentnerdaseins ein neues Keyboard gekauft und bringe mir endlich das wie ich hoffe richtige Spielen bei, übe auch schon länger Weihnachtslieder, aber ich befürchte, eine gewisse Trauer wird mich auf Heiligabend nicht loslassen.

Mit den Lebenspartnern unserer Kinder sind auch deren Familien dazu gekommen und die Familie unseres Schwiegersohnes möchte in diesem Jahr unsere Tochter und ihren Sohn ganz für sich allein haben. Der Familienanhang meines Sohnes ist ihnen zu viel. Wir werden also mit unserem Sohn und seiner Lebensgefährtin plus Anhang allein sein und ich werde es vor meiner Tochter verbergen, wie weh das tut.

Ist damit Loslassen und Abnabeln gemeint?

Liebe Annette,

es tut mir leid, zu lesen, dass du diesem Weihnachtsfest mit Kummer entgegensiehst.

Ja, vermutlich hat das etwas mit Loslassen und Abnabeln zu tun. Geht der Wunsch denn von deiner Tochter aus, oder in erster Linie von ihrem Anhang? Vielleicht möchte sie auch nur einmal ausprobieren, wie es ist, ein eigenes, anders gestaltetes Weihnachten zu haben. Möglicherweise findet sie es hinterher sogar doof, und sie merkt, dass sie euer traditionelles Weihnachten vermisst, und ist dann im nächsten Jahr wieder mit Freude dabei. Oder der Druck von ihrer Familie ist so groß, dass sie sich dem beugt, weil sie sich deiner Liebe sicher ist und glaubt, dass du dafür Verständnis hast.

Was man liebt, darf man nicht zu fest halten, es braucht Raum, sich entfalten zu können, und kommt dann gerne zurück.

Ein bisschen kann ich diesen Wunsch nach Weihnachtsfreiheit verstehen. Ich habe jahrzehntelang traditionell den 2. Feiertag mit der ganzen Familie bei meinen Großeltern verbracht. Das war oft nett, aber manchmal auch sehr anstrengend, weil es diese Erwartungshaltung an Weihnachten und wie es sein soll gab. Irgendwann habe ich mich dann mal für 2 Jahre ausgeklinkt und nicht daran teilgenommen. Das habe ich sehr genossen, vor allem das nicht-Verplant-sein. Nach zwei Jahren hatte ich wieder Lust, ich bin wieder hingegangen, und es war dann wieder nett.

Ich glaube, du solltest mit deiner Tochter reden und ihr sagen, dass es dir wehtut, ohne sie Weihnachten zu feiern, aber dass du ihr deinen Segen gibst, es in diesem Jahr ohne euch zu begehen. Vielleicht könnt ihr euch eine Uhrzeit ausmachen, zu der ihr innehaltet und aneinander denkt. Wichtig ist, dass du bei eurem Gespräch ruhig bleibst und ohne Vorwürfe. Vielleicht weint ihr dabei auch beide ein bisschen, aber das ist dann auch nicht schlimm. Deinen Schmerz zu verbergen empfinde ich nicht als die richtige Lösung.

Alles Liebe und trotzdem ein schönes Fest,

Tina

 

Ich glaube nicht, dass es im Sinne meiner Tochter ist, ohne uns zu feiern. Aber der Anhang meines Sohnes wird ihr und ihren Schwiegereltern zu viel. Mein Sohn hat eine Freundin mit Familie und würde dann alle mitbringen. Mir macht das nichts aus, aber meine Tochter und ihre Schwiegereltern sind damit nicht zufrieden.  Das Problem war, dass ich mich entscheiden musste, entweder Heiligabend wie bisher oder mein Sohn kommt nur mit seiner Freundin und der weitere Anhang feiert anderswo. Und da ich niemanden zurückweisen kann, findet Heiligabend ohne sie statt. Aber sie hat gesagt, dass sie am ersten Weihnachtstag zu uns kommen würde. Ich glaube, sie selbst wird sehr traurig sein, aber dies ist auch eine Lernerfahrung für sie und das kann ich ihr nicht abnehmen. Ich werde weinen und mich dann meiner übrigen Familie widmen.  Wir hängen alle sehr eng aneinander, das kann manchmal ein Problem sein - aber wir kommen klar.

Danke für deine tröstenden Worte, Tina

 

 

Danke für deinen Betrag, Annette, der mich wie immer auch zum Nachdenken inspiriert hat. Was sind unsere Traditionen und wie geht es mir damit?

Die Familie meines Bruders ist schon seit mehr als 40 Jahren zu Weihnachten nicht mit dabei, wir feiern mit Mama, die inzwischen 92 Weihnachten hasst und am liebsten ausfallen lassen würde. Der Trend ist aber neu, so seit 2 Jahren sehr stark. Es soll möglichst keine Deko geben, wir beschränken es inzwischen auf einen Weihnachtsstern draußen und das Adventsgesteck.

Unsere Tochter feiert mit uns und mit der Oma. Früher bei uns, seit sie Kinder hat, fahren wir Heiligabend hin. Mit Oma.

Letztes Jahr wurden wir quasi ausgeladen. C., meine große Enkeltochter, die jetzt 3 ist, ist ja seit langer Zeit an Epilepsie erkrankt, war im letzten Jahr nach Monaten Krankenhausaufenthalt erst ein paar Tage wieder zu Hause, meine Tochter und ich waren so zerstritten und jeder auf seine Weise verletzt, dass es uns nicht gelungen ist, um des lieben Friedens Willen oder um des lieben Weihnachtsfestes den entscheidenden Schritt auf uns zu zu machen.

Ich habe über die Feiertage einen mehr als 8 seitigen Brief an sie geschrieben, es versucht, etwas aufzuarbeiten und sie hat mir sogar geantwortet. Diese Zeit, das Gefühl, ich habe meine Tochter für immer verloren, das war sehr schlimm für mich, viel schlimmer, als ein allein verbrachtes Weihnachten.

Wir haben es in diesem Jahr geschafft, das Trennende zwischen uns nicht in den Vordergrund zu kehren, uns am Verbindenden festzuhalten.

Dieses Jahr feiern wir Weihnachten also wieder mit den beiden Enkeln und einer feierunwilligen Oma.

Warum ich das so ausführlich erzähle? Weil ich denke, es ist ein bisschen Jammern auf hohem Niveau. Es ist ziemlich egal, ob man mit einander feiert oder nicht. Viel wichtiger ist, wie die Verbindung im Herzen ist. Ich kann bei jemand sein, ohne räumlich bei ihm zu sein. Und ich kann mich getrennt fühlen, auch wenn jemand anwesend ist.

Die Liebe ist wichtig. Deine Tochter liebt dich, auch wenn sie Weihnachten nicht mit dir feiert. Sie wird auch Weihnachten an dich denken. Darauf kommt es an.

Sylvi

Sylvi, dass deine Mutter feierunwillig ist, ist ihr Problem. Viel wichtiger ist es, dass deine Tochter und du einen Weg gefunden haben, wieder zusammen zu kommen.

Und  ich weiß genau, dass meine Tochter und ich ein paar Tränen vergießen werden und dann sollten wir akzeptieren, wie es ist. Ich lese gerade ein wunderbares Buch von den Hathoren. Sie empfehlen, die Gefühle wahr zu nehmen, in all unseren Körpern und dann zu akzeptieren, wie es ist. Wir sollen also die Situation nicht bewerten sondern annehme,n ohne uns dagegen zu stellen. Dadurch  transformieren wir dies alles, was in unserem Innern geschieht.

Dir alles Liebe, genieße euren Heiligabend, vielleicht überträgt sich deine Zufriedenheit und hoffentlich Freude auf deine Mutter.

Annette

Weihnachten ist eine erwartungsreiche Zeit für alle, ob jung oder alt, egal ob es Geschenke gibt oder nicht. Man wird von der allgemeinen Stimmung mitgerissen, da lässt sich wenig gegen tun.

Da hilft nur zu versuchen, ganz bei sich und authentisch zu bleiben.

Ich wünsche euch eine entspannte und in diesem Sinne zentrierte Zeit

Unser Heiligabend ist gerettet. Zumindest bin ich jetzt zufrieden. Am Nachmittag trinken wir mit unseren Kindern gemeinsam Kaffee in unserem Musikzimmer, wie ich es jetzt gerade getauft habe. Ich habe auf dem Keyboard ein paar Weihnachtsstücke geübt und werde versuchen, uns in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Danach fährt meine Tochter mit ihrem Mann zu den Schwiegereltern und wir feiern gemeinsam mit unserem Sohn und Schwiegertochter Heiligabend. Auf dem ersten Weihnachtstag sind wir bei unserer Tochter eingeladen und auf dem zweiten bei unserem Sohn. So ist alles in etwas ausbalanciert.

 

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Weihnachtsfest.