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Alte Erinnerungen revidieren: wir sind die Geschichten, die wir immer wieder erzählen

 Die Frage ist, welche Erinnerungen willst du verändern? Welche Erinnerungen willst du behalten? Und das ist tatsächlich eine ernsthafte Frage! Du denkst vielleicht jetzt, das ist doch klar! Ich will alle Erinnerungen verändern, die mir nicht gefallen! Man sollte glauben, dass die meisten Menschen das wollen, tatsächlich erlebe ich aber immer wieder in meinen Sitzungen mit Klienten, dass viele Leute sich verzweifelt an ihre alten Geschichten klammern! Sie haben sich mit ihnen identifiziert und sie definieren sich über ihre Geschichten.

Wie viele Menschen kennst du, die ihre „schlimme“ Geschichte wieder und wieder erzählen? Ihre Geschichte, in der sie betrogen und verlassen, gedemütigt, zerstört wurden. Die Geschichte des schrecklichen Unfalls, der Tragödie, des niederschmetternden Verlustes. Die Krankheitsgeschichte, die Geschichte der unfähigen, schuldigen Ärzte, die Geschichte des langen, körperlichen Leidens. Je öfter sie diese Geschichte erzählen – sich selbst und anderen – desto mehr identifizieren sie sich mit ihr. Sie machen sie jedes einzelne Mal, wenn sie sie erzählen, realer, wichtiger und bedeutsamer. Schließlich werden sie zu ihrer Geschichte. Sie sind der Mensch, zu dem sie wegen ihrer Geschichte geworden sind und sie wüssten nicht mehr, wer sie ohne sie wären.

Liesenfeld, Gabriele. Du und deine wundervolle Vorstellungskraft: Wie du das manifestierst, was du sein und haben willst (German Edition) (S.57-58). Kindle-Version.

Hier mal ein kleiner Auszug aus einem durchaus lesenswerten Buch. Kennt Ihr das auch? Gerade im zwischenmenschlichen Bereich, mit dem Partner oder der Familie werden immer die gleichen Geschichten erzählt, wie man verletzt oder betrogen wurde. Welche schlimmen Dinge man ausgehalten hat, wie edel man selbst und wie schlecht der Rest der Welt ist. Und je öfter wir diese Gedanken denken, desto mehr gewinnen sie an Kraft, desto wahrer scheinen die Geschichten zu werden. Aber was bewirken wir damit? Geht es uns damit besser? Nein. Entschuldigt sich der Täter bei uns? Ebenfalls Nein. Es bleibt eine große innere Verbitterung, die uns nur selbst das Leben vergällt und gar nichts verändert.

Was können wir tun? Liesenfeld beschreibt im Buch eine Technik, die Ereignisse umzuschreiben. Anstatt und also über den Partner zu ärgern, der fragte, warum wir die Versicherung noch nicht angerufen haben, indem wir denken, hättest du doch auch längst machen können, warum ich schon wieder, stellen wir uns vor, wie er uns dafür lobt, dass wir uns um so viele Dinge kümmern und uns in den Arm nimmt. Wir fühlen das, was wir in dem Moment brauchen und nicht das, was gerade passiert. Damit ist erst einmal ein großer Teil unserer Anspannung und inneren Aggressivität weg und wir werden anders reagieren.

Dieses Verfahren können wir auch auf die Vergangenheit anwenden. Immer wieder spüren wir, dass wir in bestimmten Situationen unangemessen reagieren, uns ärgern oder aufgebracht sind. Das sind Situationen, die aus Ereignissen aus der Kindheit getriggert werden. Hier wurden wir verletzt, herabgewürdigt oder übersehen. Diese Ereignisse passieren oft vor dem 7. Lebensjahr, also in einer Zeit, wo wir noch nicht selbst reflektieren können, warum Dinge passieren, wir merken und nur die Wirkung. Da diese schmerzhaft war, verdrängen wir als eigentliche Ereignis. Auch hier können wir in die Situation gehen und uns vorstellen, wie wir uns denn gerne gefühlt hätten, was wir gebraucht hätten von Eltern oder Spielkameraden. Wichtig ist, ins Gefühl zu gehen und dieses Gefühl für eine Weile aufrechtzuerhalten. Dann können solche Triggerpunkte ihren Schrecken verlieren.

Wie ist Eure Erfahrung mit alten Erinnerungen?

Viele Grüße

Sylvia

Liebe Sylvi,

ich habe mal so nachgedacht und festgestellt, dass ich keine oder wenige schlechten Erinnerungen an die Vergangenheit habe. Ich hatte 2018 eine geistige Wirbelsäulenaufrichtung, wo auch die Erinnerungen entfernt wurden, die man nicht mehr braucht. Es bleibt nur das, was du für deine Weiterentwicklung noch benötigst. Ich denke da immer an den Film die Eiskönigin, wo Anna die schlechten Erinnerungen genommen wurden.

Mein Leben ist an mir nur so vorbeigeflogen, als ich jünger war. Weil ich nur funktionieren musste, hatte ich keine Zeit über alles mögliche nachzudenken und abzuspeichern. Meine Tochter sagt dann manchmal zu mir, kannst du dich noch an das und das erinnern und ich weiß es einfach nicht mehr. Vielleicht kommt es ja mal wieder, wenn ich älter werde. Ich fühle mich immer noch jung. Älter werden ist da nicht der richtige Ausdruck. Ich war noch nie ein nachtragender Mensch. Ich spüre jetzt weder Groll noch Wut in mir. An Wut erinnere ich mich, als ich meine Mutter pflegte und sie sich nicht waschen lassen wollte und ich mich einfach nur hilflos fühlte. Heute habe ich keine Emotionen mehr daran.

Mein Mann sagt immer zu mir, du hast für jeden eine Entschuldigung, wenn irgendwas war. Ich glaube, ich kann mich sehr gut in Menschen hineinversetzen und vielleicht auch fühlen was in ihnen vorgeht. Ich glaube an das Gute im Menschen.

Ich will mich mit schönen Dingen des Lebens beschäftigen. Und die Vergangenheit ist vergangen, sie existiert nicht mehr. Wir sind nicht mehr der selbe Mensch, der wir als Kind oder Jugendlicher waren. All unsere Erfahrungen haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind und jeder hat es in der Hand, was er aus seinem Leben macht. Ob er einen Schöpfer oder ein Opfer sein will. Ich bin ein Schöpfer!

Ganz liebe Grüße Elke